Die Selbsthilfegruppe „Prothesen in Bewegung“ (Friedeburg) blickt auf ein mehr als aktives Wochenende zurück. Eindrucksvoll konnten alle Beteiligten erleben, wie wichtig das Zusammenspiel von Patient, Hilfsmittel, Techniker, Physiotherapeut und Arzt ist. Mit kleinen Tipps und Anregungen, die vom Gehschultherapeuten gegeben wurden, konnten die Anwender viele Änderungen an ihrem Laufstil bewirken. Technikern wurden manchmal Hinweise zur Korrektur der Fußstellung oder der Auswahl der Füße gegeben, und die Physiotherapeuten erhielten neue Übungsanregungen.
Der Samstag stand im Zeichen des Austauschs. Die Passteilhersteller endolite, Otto Bock und Össur präsentierten die zeitgemäßen Versorgungsmöglichkeiten. Bionische Knie, Füße oder Hände sind die High-End Entwicklungen. Aber auch die Beweglichkeit der modernen Carbonfederfüße, die hydraulischen Sprunggelenke oder die mit Pivot-Technik funktionierenden Füße und die mikroprozessorgesteuerten Kniegelenke sorgten für Erstaunen. Die neu umgebauten und barrierearmen Räumlichkeiten des JUST in Friedeburg eigneten sich optimal für diese Veranstaltung. Besonders hat die Organisatoren um Sven-Philipp Glomme gefreut, dass die Teilnehmer von weiter her, zum Teil sogar bundeslandübergreifend angereist sind, um mit ihnen diese Tage zu verbringen.
Das Sanitätshaus Bad-Zwischenahn präsentierte die mobile Werkstatt. Mit diesem umgebauten Fahrzeug sind schnelle Reparaturen in der Region oder die Druckstellenentfernung auch im Hausbesuch möglich. Das rollende Museum der Firma Gebauer konnte am Samstag bestaunt werden. Hier wurden Exponate aus der fast 100jährigen Firmengeschichte ausgestellt, die eindrucksvoll die technologische Entwicklung des Othopädietechnikerhandwerks darstellten. Manch Anwender, der auch schon auf jahrzehntelange Versorgung zurückblickt, entdeckte dort altbekanntes. Ein „Holzbein“ an der Wand macht die atemberaubende Entwicklung nahezu spürbar. Untermauert wurden diese Eindrücke auch wissenschaftlich. Es wurde nachgewiesen, dass die Füße aus Holz und Gummi wahre „Energievernichter“ sind, und nur 31% der eingesetzten Energie bei jedem Schritt wieder an den Anwender zurückgegeben. Ein moderner Fuß schafft mindestens 60% und die High-End-Modelle bis zu 90% Energierückgabe. Wenn man dieses verinnerlicht wird klar, wie wichtig das Zusammenspiel zwischen Technik und Therapie ist. Nur ein „trainierter“ Anwender kann diese Funktionalität auch nutzen.
Die Prothesenbauer von apt und die Firma össur präsentierten eine Selbsterfahrungsprothese. Mit diesem Hilfsmittel konnten auch normale Läufer einmal Testen, welche Funktionen ein Prothesenfuß bietet, und wie die Unterschiede zu einem gesunden Fuß bzw. Sprunggelenk einzuschätzen sind. Die Erfahrungen waren sehr eindrucksvoll. Das zugegebenermaßen ostfriesisch kühle Wetter konnte niemanden abschrecken. Nur der Sprung ins kühle Nass des Badesees wurde auf Tage mit mehr Sonnenschein verschoben.
Sonntags ging es hochmotiviert auf den Sportplatz und in die kleine Turnhalle. Die Menschen mit Interesse an Sport und Bewegung sollten hier die Möglichkeit bekommen, ihr Sportabzeichen zu machen und zu erkennen, welche Übungen auch für Menschen mit Prothese umsetzbar sind. Geht nicht -gibt‘s nicht – lautet hier die Devise. Das Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung ermöglicht eine sehr individuelle Zusammenstellung der einzelnen Übungen, so dass den Einschränkungen der jeweiligen Behinderungsklasse auch wirklich der notwendige Raum gegeben wird. Einige Teilnehmer waren gleich Feuer und Flamme. Der sportliche Ehrgeiz war geweckt, wenn z.B. die erreichte Leistung in einer der 4 Disziplingruppen (Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination) noch nicht oder vielleicht „nur“ für die Auszeichnung in Bronze reichten. Diese Teilnehmer wollen dann Donnerstags zum regelmäßigen Sportabzeichentreff wiederkommen, um sich zu verbessern. So gelingt ein aktives Leben in Bewegung und eine Inklusion im Sport. Durchstarten und Dranbleiben lautet hier die Devise. Das Sportabzeichen ist eine erste Motivation … aber vielleicht gelingt ja der Schritt zur Gründung eines Nordic-Walking-Treffs für Menschen mit Behinderung oder sogar eine Laufgruppe mit dem Trainingsziel „Teilnahme am OSSILOOP 2020“? Auf den regelmäßigen Gruppentreffen wird weiteres besprochen. Die Selbsthilfegruppe hofft die neuen Gesichter, die sie auf den Aktivitätstagen kennenlernen durften, regelmäßig wiederzusehen. Immer am zweiten Donnerstag im Monat um 19:00 Uhr im JUST bi‘t Bad (Schützenweg 23) in Friedeburg .
Ein Dank geht an alle Teilnehmer für ihr reges Interesse an diesen drei Tagen. Besonderer Dank an alle Unterstützer und Möglichmacher. Hier sind zu nennen die Gemeinde Friedeburg, der TV Friedeburg, die Sparkasse Leer-Wittmund, die Sparkassen-Finanzgruppe mit dem Sportabzeichenpreis, die Storag-Etzel für Unterstützung bei der Anschaffung von Prüfersets, alle teilnehmenden Firmen, die Selbsthilfekontaktstelle Wittmund und die Vertreter der Medien für die gelungene Berichterstattung.
Die Selbsthilfegruppe hofft auf eine Wiederholung dieser Aktivitätstage im kommenden Jahr.
Für Rückfragen steht Sven-Philipp Glomme gerne telefonisch unter 0151 11837973 zur Verfügung.
Email: protheseninbewegung@gmx.de
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