Zweieinhalb Jahre lang hatte eine mehrk_pfige Expertengruppe der Pohlig GmbH Orthopädietechnik an der Entwicklung des neuen Schaftsystems für Beinprothesen gearbeitet, die innovativen Ideen umgesetzt und erste Testversorgungen durchgeführt. Die bionisch orientierte Konstruktion trägt dazu bei, unterschiedliche Alltagssituationen besser, schmerzfreier und komfortabler zu bew_ltigen. Die Muskulatur wird in den neuen schäften nicht nur komprimiert. Sie erh_lt an relevanten Stellen auch erstmals FreiRäume zur Expansion mit der Folge, dass die Prothesenschäfte weiter konstruiert werden können und angenehmer zu tragen sind, ohne Beeintr_chtigung der Sicherheit und Dynamik. Von den aktuell 44 Versorgungen stellten sich acht Anwender zur Verfügung, die dem Auditorium über ihre positiven Erfahrungen berichteten.
Voraussetzung für die Anwendung der fortschrittlichen Schafttechnologie ist detailliertes Wissen, wie Knochen, Sehnen und Muskeln verlaufen, Flüssigkeiten und Fettanteile liegen und sich verhalten, welche Gewebeanteile sich wie verschieben lassen und welche veränderungen am Amputationsstumpf zu erwarten sind, wenn er sich beim Gehen l_ngere Zeit im Schaft befunden hat. Sodann muss beim Gehen in den FreiRäumen eine möglichst gleichmässige Verteilung der Belastung erreicht werden. Interdisziplin_r werden klinisch und sonographisch muskul_re ZwischenRäume geortet, so genannte Muskellücken, um an die Stumpfform adaptierte Stabilisatoren mit definiertem Anpressdruck einzuarbeiten, die das Führungsverhalten der Prothese deutlich verbessern. Und schliesslich geht es darum, das individuelle Verhalten und Zusammenwirken der einzelnen Faktoren so zu koordinieren, dass sich der K_rper möglichst mühelos aufrecht stabilisieren und bewegen l_sst.
Die Form des Amputationsstumpfes wird bei maximal angespannter Muskulatur binnen 45 Sekunden berührungslos via Scanner erfasst und als dreidimensionales Computermodell weiter bearbeitet. L_nger als 60 Sekunden ist kaum ein amputierter Mensch in der Lage, die Muskulatur anzuspannen, weshalb sich bei den bisher üblichen Gipsabdrücken ein derart perfektes Relief nicht realisieren liess. Auf bionischen Parametern basierend schliessen sich 47 Einzelschritte bei der 3D-Modellierung an.
Die neuen PBSS-Prothesenschäfte lassen sich durch unterschiedliche Funktionssysteme erg_nzen. So kann eine von den behandelnden órzten verordnete Schmerztherapie medikament_s via implementierte Services-Ports an der Prothese oder auch durch Faktoren der Traditionellen Medizin (TCM), beispielsweise Akupunktur, erfolgen. Ein so genanntes Pohlitherm-Element sorgt sensorisch für ein klimatisch komfortables Temperatur-Niveau, sodass sich der Beinstumpf, unabh_ngig von der Aussentemperatur, im Prothesenschaft wohlfühlen kann. Die situationsabh_ngige Adaptivität des Prothesenschaftes wurde bei der Umsetzung des PBSS-Systems ebenfalls angestrebt. Neben grossfl_chigen flexiblen Schaftzonen wurde mit dem PBSS-Air eine altbekannte Methode der Volumensteuerung mit neuen Funktionalitäten versehen. Bei Gewichtsveränderungen, die stets das Volumen von Beinstümpfen beeinflussen, können die Prothesenschäfte, bis zu einem gewissen Grad, von den Anwendern selbst an die veränderten Verh_ltnisse angepasst werden. Die Wünsche, Bedürfnisse und Anforderungen der Prothesennutzer konnten im Vorfeld dieser Entwicklung evaluiert und als wesentliche Impulsgeber für die hier vorgestellten Neuentwicklungen in der Prothesenschafttechnik herangezogen werden.
Quelle: Pohlig GmbH
Dez
16
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