Im Eifer des Spiels stellt sich schon mal jemand selbst mit der Krücke das Bein. Das wird mit einem freundschaftlichen „Jetzt hast du dich selbst gefoult!“ kommentiert. Stürzt ein Spieler, ist er sehr schnell wieder auf dem Bein und den Krücken. Das kann Cesar nicht passieren. Er ist der Torwart, steht auf zwei muskul_sen Beinen im Tor und hat keine Krücken. Ihm fehlt ein Arm. Das ist die Regel beim Krücken-Fussball, den Feldspielern muss ein Bein fehlen & oder es muss stark verkürzt sein & und der Torwart darf nur einen Arm haben.
Jedes erstes Wochenende im Monat treffen sich die Spieler und Spielerinnen des Vereins zu einer Trainingseinheit. Hinzu kommt seit Februar ein vierzehnt_gig stattfindendes Training im Rahmen des Projekts „Sport für Amputierte“ von Anpfiff ins Leben e.V. Erik Bayer ist begeistert: „Wir merken diese zusätzliche Trainingseinheiten deutlich. Wir sind schon viel besser geworden.“ Leider können an diesen Wochentagen immer nur die Sportlerinnen und Sportler teilnehmen, die nicht allzu weit von Hoffenheim entfernt wohnen. Aber es ist ein Schritt in die Richtung, lokale Teams aufzubauen und den Sport bekannter zu machen.
Den Weg von Metzingen aus nimmt Rosario DiRocco gerne auf sich. Auf Grund eines Tumors musste sein Bein amputiert werden, als er noch ein kleiner Junge war. Zufällig, als er nach Tabellenergebnissen im Internet geschaut hat, ist er auf die Seite des Amputierten-Fussballclubs gekommen. Seitdem ist er mit dabei und geniesst: „Endlich wieder ein Mannschaftsgefühl zu haben & das fühlt sich gut an.“
28 Mitglieder hat der 1. Amputierten Fussball-Club e.V. zur Zeit, und sie leben weit über Deutschland verstreut. Immer wieder ist es auch ein finanzielles Problem, an den Trainingseinheiten teilzunehmen. „Da haben es die Niederl_nder besser“ resümiert Erik „das Land ist klein. Niemand hat eine lange Anfahrt, egal wo das Training auch stattfindet. Dadurch konnten die Niederl_nder ihr Spiel sehr schnell deutlich verbessern.“
Am 26. April findet ein L_nderspiel gegen Belgien statt. Im Juni gibt es den Fussballklassiker Deutschland gegen Italien. Eingeladen ist die Deutsche Nationalmannschaft des Amputee-Soccers auch zur WM in Mexiko, die Ende November beginnen wird. Ob das Team an diesem Ereignis teilnehmen kann, ist auch eine finanzielle Frage. Die Mannschaft wird zwar von der Sepp-Herberger-Stiftung geFördert, aber die Beträge reichen nicht aus, um die Reisekosten zu decken. Da alle Spielerinnen und Spieler arbeiten gehen und Familie haben, ist der Betrag nicht so einfach zu stemmen. Zur Zeit trägt Usbekistan den Titel des Weltmeisters.
In diesem Jahr, dem Jahr der Paralympischen Spiele und der Fussball-WM, wird die Entscheidung fallen, ob auch Amputee-Soccer eine paralympische Disziplin werden wird. Das würde diesem Sport sicherlich zu mehr absolut verdienter Popularität verhelfen.
Stephanie Riechwald, Anpfiff ins Leben e.V.
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